Von der Krankenschwester zur Pflegefachperson

Von … zu. Beginnen wir mit einem kleinen Abstecher in die Vergangenheit? Da waren es Ordensschwestern, die sich in die Pflege von Kranken einbrachten, sofern die Familie des Patienten es nicht vermochte. Sie verschrieben sich mit Leib und Seele dem Dienen und verzichteten sogar darauf, zu heiraten und eine Familie zu gründen, um so ungebunden wie möglich zu sein. Sie lebten für ihren Beruf – und das Ideal vom Helfen war Lohn genug. Die Geschichte der Pflege lohnt sich, sie zu kennen. Wir tauchen weiter ein und lassen uns überraschen. Unser kränkliches und schwaches Wissen zum Gesundheitswesen gesunden. 

Der Pflegeberuf: Sinn-Beruf mit Herausorderungen
Der Pflegeberuf: Sinn-Beruf mit Herausorderungen

Die Bildung war vergleichsweise gering und die Sterblichkeit dementsprechend hoch. Eine Frau wusste beispielsweise nie, ob sie und ihr Kind eine Geburt samt Wochenbett überleben würden.

Zu gering war das damalige Verständnis von Hygiene, zu gross die Zahl lebensgefährlicher Infektionen.

Doch die Erfahrung wuchs allmählich und vor allem das 19. Jahrhundert brachte viele medizinische Errungenschaften hervor.

  • Ein grosser Durchbruch war natürlich die Entdeckung des Penicillins. Von da an konnten bakterielle Infektionen geheilt werden.
  • Auch die Anästhesie machte Fortschritte und ermöglichte immer grössere Operationen.
  • Aus Siechen- und Sterbehäusern wurden allmählich Spitäler, denen es jedoch bald akut an Pflegepersonal fehlte.
  • Krankenpflegeschulen entstanden, doch die Pflege fiel immer noch in die Rubrik der «weiblichen Tätigkeiten».

Es war undenkbar, dass ein Mann sie ausübte. Entsprechend schlecht war die Bezahlung, ganz zu schweigen von den Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten.

Die Bezeichnung Krankenschwester hielt sich noch bis ins neue Jahrtausend aufrecht und auch der Aspekt des Dienens.

Heute ist Krankenpflege eine wissenschaftlich fundierte Profession.

Krankenpflege: Arbeit mit Sinn – von «Selbstverleugnung» hin zur Profession

Die Bezeichnung Krankenschwester ist der der Pflegefachperson gewichen und diese hat selbstverständlich auch ein Privatleben. Was jedoch nicht immer ganz einfach mit dem Beruf ist unter einen Hut zu bringen ist. Der damalige Verzicht auf eine eigene Familie hatte nämlich schon seine Gründe.

Pflegefachpersonen übernehmen sehr anspruchsvolle pflegerische Aufgaben wie auch Führungsverantwortung. Mit ihren Teams sind sie verantwortlich für die professionelle Pflege von Menschen.

Mit ihrem wissenschaftlich fundierten Fachwissen übernehmen sie fachliche Leitungsaufgaben und gewährleisten Patientinnen und Patienten die bestmögliche Behandlung und Betreuung.

Und dies auf jeder Altersstufe, vom Baby bis zum Greis.

Sie erfassen systematisch den Pflegebedarf von Patientinnen und Patienten und berücksichtigen dabei neben dem

  • körperlichen Zustand auch die
  • psychische Verfassung,
  • soziale,
  • kulturelle,
  • altersspezifische wie auch
  • geschlechtsspezifische Aspekte sowie
  • ethische Richtlinien.

Pflegefachpersonen planen die Pflegemassnahmen und führen medizinische Interventionen durch, immer unter dem Blick der Qualitätssicherung. Oft sind sie dabei mit komplexen Problemstellungen konfrontiert.

Der Pflegeprozess muss zuverlässig dokumentiert, analysiert und evaluiert werden.

Anhand ihrer Erfahrung sowie aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse überprüfen sie laufend die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Massnahmen und nehmen bei Bedarf Anpassungen vor. Somit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Pflege.

Pflegefachleute arbeiten eng mit Ärztinnen und Ärzten sowie mit Fachpersonen anderer Disziplinen des Gesundheits- und Sozialwesens zusammen. Auch stehen sie in Kontakt mit den Angehörigen der betreuten Menschen. Auf diese Weise können Synergien genutzt und die interdisziplinäre Zusammenarbeit gefördert werden. Pflegefachpersonen kümmern sich ebenfalls um die fachliche Entwicklung des ihnen unterstellten Personals. Je nach Einsatzgebiet sind sie auch für die Ausbildung und Förderung von Lernenden verantwortlich. Quelle: berufsberatung.ch).

Pflegeberufe haben ein breites Tätigkeitsfeld.
Pflegeberufe haben ein breites Tätigkeitsfeld.

Tätigkeitsfeld

Pflegefachleute haben ein ausgesprochen breites Tätigkeitsfeld. Sie arbeiten im stationären, ambulanten oder spitalexternen Bereich, zum Beispiel in den Fachbereichen Akutpflege, Psychiatrie, Pädiatrie (Kinderkrankenpflege) oder Geriatrie (Alterspflege).

Neben den oben genannten Aufgaben entwickeln sie neue Konzepte und Methoden und beteiligen sich an der Qualitätssicherung wie auch an Forschungsprojekten.

Dies ist teilweise sehr aufwändig und beansprucht einen immer grösseren Anteil ihrer Arbeitszeit. Da der Personalschlüssel nicht immer sehr grosszügig dotiert ist, geht dieser Mehraufwand immer mehr zulasten der effektiven Pflege kranker oder bedürftiger Menschen.

Momentan steht im Schweizer Gesundheitswesen ein grosser Umbruch an. Auch uns fehlt es wieder an Pflegepersonal, vor allem an solchem mit höherem Ausbildungsniveau.

Arbeitszeiten – Stress, der sich lohnt?

Da Pflege und Betreuung rund um die Uhr geschieht, ist Schichtarbeit angesagt, was erwiesenermassen eine grosse körperliche Belastung darstellt. Die ständige Veränderung des Tag-/Nachtrhythmus verträgt der menschliche Körper einfach schlecht. Die einen stecken dies besser weg als andere, doch mit der Zeit fordert die Mehrbelastung ihren Tribut. Vor allem der Nachtdienst hat es in sich und stört den Schlafrhythmus empfindlich. Trotz unserer modernen Hilfsmittel ist Krankenpflege immer noch ein Knochenjob, der viel Einsatzbereitschaft erfordert. Doch der Einsatz wird nicht selten mit grosser Dankbarkeit belohnt.

Und eine Arbeit mit Sinn motiviert und verleiht immer wieder Flügel.

Allerdings werden auch andere Stimmen laut. Der Tagesanzeiger beschreibt in seinem Bericht «Ärzte klagen: Patienten benehmen sich wie Könige» Extrawünsche und eine zunehmende Anspruchshaltung von Patienten.

Auch die Politik sieht sich in diesem Zusammenhang vor grosse Aufgaben gestellt. Die Gesundheitskosten explodieren und die Krankenkassenprämien werden teurer und teurer. Für immer mehr Menschen wird das zu einem immer grösseren Problem. Es droht die Gefahr einer Zweiklassenmedizin.

Quereinstieg

Jetzt erst recht macht es Sinn, sich für unsere Gesellschaft einzusetzen. Gemeinsam neue Wege zu beschreiten. Vielleicht sogar einen Quereinstieg in die Pflege zu wagen.

Und alle bisherige Lebenserfahrung mitzubringen. Verschiedene Gesundheitsbetriebe bieten eine berufsbegleitende Pflegeausbildung an zu einer Entlöhnung, von der man auch während der Ausbildung leben kann.

Ausbildung

Die Grundausbildung Pflegefachmann/frau HF (Höhere Fachschule) erwirbt man in

  • 3 Jahren Vollzeit
  • oder 3 bis 4 Jahren berufsbegleitend mit einem Arbeitspensum von mind. 50 % in der Pflege
  • Je nach Schule ist für Personen mit ausreichender Vorbildung ein verkürzter 2-jähriger Bildungsgang möglich. Das EFZ Fachmann/-frau Gesundheit (FaGe) qualifiziert aber nicht automatisch dafür.

Über die Jahrhunderte musste die Krankenpflege manche Hürde schaffen und hat sich immer wieder an neue Gegebenheiten angepasst. Diese Tatsache weckt Hoffnung, dass wir es auch diesmal schaffen werden.

Weiterbildungsmöglichkeiten.ch, 18.6.2024, Tabea Räber

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